Die 7 im Olympiakader gelisteten Pferde können bisher nicht alle auf 5* Erfahrung und Erfolge zurückgreifen:
SAP Hale Bob OLD –
Sieg 2014 CCI5*-L in Pau, 2015 Zweiter in Badminton, 2017 Neunter in Badminton; Championatserfolge Weltmeisterschaften und Olympische Spiele: Platz 14 in Rio (OS), Platz 3 in Tryon (WEG)
SAP Asha P –
kein 5* Start
fischerChipmunk FRH –
kein 5* Start; Platz 39 bei den WEG in Tryon unter Julia Krajewski
fischerRocana FST –
2014 Zweite beim CCI5*-L in Luhmühlen, 2015,2016 und 2017 Sieg in Kentucky CCI5*-L, 2018 Zweiter in Kentucky, 2015 Zweite, 2016 Dritte in Pau; Championatserfolge Weltmeisterschaften und Olympische Spiele: Platz 2 bei den WEG in Caen 2014
FRH Corrida –
kein 5* Start; Platz 28 bei den WEG in Tryon 2018
Let’s Dance –
kein 5* Start
Viamant du Matz –
kein 5* Start; ausgeschieden bei den WEG in Tryon 2018
Auch die Championatserfolge der letzten Jahre ließen das deutsche Team nicht mehr ganz so im schwarz-rot-goldenen Glanz erstrahlen, wie es der Sensationserfolg in Luhmühlen vermuten lässt. 2016 wurde es trotz zwei Vorbeiläufern im Gelände noch Silber für die Mannschaft in Rio (Ingrid Klimke mit SAP Hale Bob OLD und Sandra Auffarth mit Opgun Louvo hatten je einen Vorbeiläufer, Julia Krajewski schied mit Samourai du Thot aus, Michael Jung gewann Einzel-Gold mit Sam.). 2017 in Strzegom (EM) landete das Team nach der positiven Medikationsprobe von Samourai du Thot auf Platz 10, Ingrid Klimke gewann Einzel-Gold, Michael Jung Einzel-Silber. Und auch 2018 verliefen die Weltreiterspiele für die Deutschen nicht so glanzvoll, Ingrid Klimke gewann Einzel-Bronze, das Team endete auf Platz 5.
Großbritannien scheint mit dem Qualifikationsweg von Chris Bartle gut unterwegs zu sein: Neben Mannschaftsgold bei den Europameisterschaften 2017 in Strzegom konnten sie auch Einzel- und Mannschaftsgold in Tryon bei den Weltmeisterschaften 2018 gewinnen. Hinzu kommt Mannschaftssilber bei den Europameisterschaften in Luhmühlen 2019.
Ein weiteres großes Fragezeichen in Richtung Tokio bringt die Frage des geeigneten Pferdetypen mit sich. Wenn das Testevent in diesem Jahr eine Erkenntnis zu Tage brachte, dann diese: In Tokio werden blutgeprägte Pferde benötigt, da diese mit den vor Ort herrschenden Bedingungen wie Klima, Topografie, Streckenaufbau am besten zurechtkommen können.
Der Vollblutanteil und das Alter in 2020 der Pferde derzeit favorisierten vier Kadermitglieder im Folgenden: (Anmerkung: Durch Horsetelex sind die Vollblutanteile bis in die fünfte Generation zurück berücksichtigt!)
SAP Hale Bob OLD 71,88 % 16 Jahre
SAP Asha P 50,98 % 9 Jahre
fischerChipmunk FRH 55,47 % 12 Jahre
fischerRocana FST 63,67% 15 Jahre
FRH Corrida 31,25% 11 Jahre
Let’s Dance 39,06% 13 Jahre
Viamant du Matz 71,09% 11 Jahre
Der Trend zu Pferden mit geringerem Vollblutanteil zeichnete sich im Championatskader schon 2014 ab:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Links dieses Beitrags anzusehen. ... erde-2014/
Der Vollständigkeit halber möchten wir noch die Vollblutanteile der Pferde im Perspektivkader aufzeigen, die verdeutlichen, dass die Nominierungsentscheidungen ohne klare Kaderkriterien nicht nachvollziehbar sind:
Bandit 62,70% 12 Jahre
Samourai du Thot 63,67% 14 Jahre
Josera’s Entertain You 35,16% 12 Jahre
Corvette 74,41% 13 Jahre
Colani Sunrise 45,12% 14 Jahre
Betel’s Bella 60,74% 11 Jahre
FRH Butts Avondale 99,80% 13 Jahre
DSP Quintana P 45,12% 13 Jahre
Carjatan S 60,35% 11 Jahre
Wir dürfen gespannt sein, welche Pferde und Reiter die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen vertreten dürfen. Klar ist aber eins: Motivation sieht für die meisten Reiter und natürlich auch deren Besitzer und Förderer anders aus.
Nicht zuletzt sorgte diese Unklarheit dafür, dass bereits einige erfolgreiche Vielseitigkeitspferde den Weg ins Ausland gefunden haben. Frustration und Intransparenz für die Besitzer und Unterstützer bringen ein Abwenden vom Spitzensport mit sich. Dies stellt die Zukunft des Sports doch sehr auf die Probe. Talentierte Nachwuchsathleten haben es immer schwerer, Besitzer zu finden, die Motivation und Freude daran haben, sich mit guten Pferden zu engagieren.
Klar formulierte, öffentlich gemachte Kaderkriterien würden für Klarheit und Fairness sorgen- das vermissen wir in der Vielseitigkeit leider. Die häufig genannte Begründung: Auch Faktoren, die außerhalb der messbaren Ergebnisse liegen, haben einen Einfluss. Ist das denn nicht auch bei vielen anderen Sportarten so, die trotz alledem klare und messbare Ergebnisse als Vorgaben für Kader und Nominierungen setzen? Gibt es beispielsweise nicht auch unter Leichtathleten Sportler, die besser mit warmen Temperaturen zurechtkommen, als andere? Gibt es dort nicht auch den Sportler, der bessere Nerven unter sportlichem Druck beweisen konnte, als andere?
Dies ist wahrlich keine neue Problematik und doch werden bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung immer wieder die Sorgen um fehlenden Nachwuchs thematisiert. Transparenz wäre in einem Sport, in dem der finanzielle Aspekt keinen unwesentlichen Faktor darstellt, sicherlich förderlich, um junge Talenten zu guten Pferden zu verhelfen und um diese für den Championatseinsatz aufzubauen und zu erhalten.